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In Memoriam – Prof. Dr. med. Wieland Otto

* 25.04.1942 – † 15.09.2021

 

Die Gemeinschaft der Unfallchirurgen in Deutschland und besonders in Sachsen-Anhalt trauert um Prof. Dr. Wieland Otto, der nach langer schwerer Krankheit am 15.09.21 verstorben ist.

Wieland Otto wurde am 25.04.42 in Halle (Saale) geboren, verbrachte aber seine Kindheit und Schulzeit in Bernburg. Er legte dort auch 1960 das Abitur ab. Nach erfolgreichem Studium der Humanmedizin an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg erhielt er 1968 die Approbation und begann unmittelbar danach die Facharztausbildung in Halle an der Chirurgischen Universitätsklinik unter Professor Schober. Schon während des Studiums hatte er geheiratet und wurde Vater zweier Kinder, die auch Ärzte geworden sind. 1970 promovierte er zum Doktor der Medizin, und 1973 erlangte er die Facharztanerkennung für Chirurgie. Bereits zu dieser Zeit hatte Wieland Otto die Traumatologie als Schwerpunkt für sich entdeckt. Er arbeitete als Stations- und später Oberarzt in der Traumatologischen Abteilung unter Professor E. Sander. Dessen intensive Bemühungen ermöglichten Wieland Otto mehrere Hospitationen in der Schweiz, Österreich und der damaligen Sowjetunion.

Im Dezember 1988 habilitierte er sich mit einer Arbeit über die speziellen Wechselbeziehungen zwischen Fibula und Tibia unter besonderer Berücksichtigung der Fibularesektion/-osteotomie erfolgreich und erhielt die Venia legendi für das Fach Unfallchirurgie. Unmittelbar danach übernahm er die Leitung der damals noch Traumatologischen Abteilung der Chirurgischen Universitätsklinik Halle. Noch 1989 wurde er zum ordentlichen Mitglied der Schweizer Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthesefragen (AO) ernannt, die damals bereits Weltgeltung erlangte.

Im Herbst des selben Jahres kam es in der damaligen DDR zu den bekannten politischen Umwälzungen, die für jeden DDR-Bürger und somit auch für Akademiker erhebliche Veränderungen mit sich brachten. Wieland Otto, selbst nie Mitglied einer politischen Partei, engagierte sich in der Nachwendezeit ernsthaft und ohne Rücksicht auf eigene Interessen am Runden Tisch und in der Personalkommission der Universität. Dass ihm diese Tätigkeit nicht nur Lob einbrachte, bedarf kaum einer Erwähnung. Beschimpfungen, Drohungen und Diffamierungen blieben nicht aus. Wieland Otto hat diese Zeit äußerlich unbeschadet überstanden, Narben an Seele und Gemüt blieben jedoch dauerhaft.

In diese Zeit fiel auch das Wiedererstehen der 1894 gegründeten, alten Berufsgenossenschaftlichen Klinik Bergmannstrost. Nach entsprechenden Verhandlungen wurde die gesamte Unfallchirurgische Universitätsklinik am 01.01.1996 an die BG Kliniken Bergmannstrost überführt. Ab 1998 stand Professor Otto dieser Einrichtung mit 10 Teilkliniken dann als Ärztlicher Direktor und gleichzeitig als unfallchirurgischer Ordinarius der Halleschen Universität vor.

Während seiner beruflichen Laufbahn entstanden quasi nebenbei über 50 Publikationen, mehrheitlich als Erstautor, über 300 Vorträge sowie unter seiner Betreuung Abschlüsse von mehr als 20 Promotionen. Wieland Otto hatte sich inzwischen auch im gesamtdeutschen Raum einen Namen gemacht und genoss – nicht zuletzt auch wegen seiner wissenschaftlichen Ehrlichkeit – ein überdurchschnittliches Ansehen. Über viele Jahre leitete er den traditionellen AO-Kurs in Halle. Die AO-International ernannte ihn für seine Verdienste zu ihrem Ehrenmitglied.

Bereits im Jahr 2002, ein Jahr nach seinem 60. Geburtstag, musste Wieland Otto von seiner Doppelfunktion als Ordinarius für Unfallchirurgie an der Halleschen Universität und Ärztlicher Direktor an den BG-Kliniken Bergmannstrost aus gesundheitlichen Gründen zurücktreten. Mehrere ernsthafte Erkrankungen ließen diese aufreibende Doppelfunktion nicht mehr zu.

Immerhin blieb er der Ärztekammer und der unfallchirurgischen Gemeinschaft in Sachsen-Anhalt noch einige Jahre in verschiedenen Funktionen erhalten, bis die gesundheitlichen Beeinträchtigungen ihn immer mehr zum Rückzug aus dem öffentlichen Leben zwangen. Die letzten Jahre waren zunehmend von körperlichen Einschränkungen gekennzeichnet, und obwohl er gegenüber Außenstehenden nie klagte, war die für ihn immer größer werdende Mühsal des Alltags nicht zu übersehen.

Für Wieland Otto waren Ehrlichkeit und Gerechtigkeit zwei ganz wichtige Voraussetzungen für eine erfolgreiche Arbeit in der Klinik, aber auch in Wissenschaft und Gesellschaft. Er versuchte dies immer selbst zu leben und war somit vielen seiner Schüler ein Vorbild.

Wir werden sein Andenken stets in Ehren bewahren.

Für die ehemaligen Kollegen, Schüler und Freunde.

W. Wawro, Th. Mendel & G. O. Hofmann

Foto: BG-Klinikum Bergmannstrost Halle